01.05.11

Der vergessene Kuss

Es ward im Örtchen Wurlenprecht,
im tiefsten dunkelsten Gestade,
als leis sich dort im Grabe wälzt,
dem einst so duftig, rosig Wangen waren.

Die Zeit heilt Wunden nimmermehr,
Hoffnung findet zu ihm keinen rechten Weg,
zu eng des Sarges wurmzerfressne Schranken,
zu leer des Gepeinigten blutend Herz.

Was sterblich war, das wurde tot.
Das Tote aber gab die Endlichkeit nicht auf.
Verflucht, vergessen, gar zerstört,
er dort in nasskalter Erde fault.

Retten kann ihm einzig Gottes Gnaden,
der Kuss des Waldelfs kommt zu spät.
Die Gekrönte hat ihn dort vergessen,
den schlafend Prinz im Sametkleid.

Der Kuss hätt wahrlich schon geschehen müssen.
Dessen tausende von Larven, Käfern, Maden,
vergelten nicht den bannend Zauber,
von Wichtel, Kobold, Hexenfluch,
im tiefsten, dunkelsten Gestade.

Einst schlug er Drachen, Monster, Bösewichter,
verhalf in jeder Schlacht zum triumphalen Sieg.
Die Narben an der faulend Haut,
erzählen noch von wahrlich großen Taten.

Um nicht der Vergessenheit Teil zu werden,
bedarf es Tausend derer, die man Minnesänger nennt.
Wie schade ist´s doch, dass ein Märchen,
so tief mit ihm begraben liegt.

Und sich keiner dran erinnert wie er einst gefeiert ward.
Hier im tiefsten, dunkelsten Gestade,
wurd er der Geziefer jüngster Bruder,
zu Staub zerfallen der Erde gleich.

Und wartet dort in endlos Stille,
auf das was nicht mehr kommen wird.
Hier im Wald, in dumpfer Wehmut.
im tiefsten, dunkelsten Gestade.

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